
Interview
“Die Teilnahme an den EU-Programmen stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft unserer Institutionen.”
Dr. Luciana Vaccaro über die Gründe, wieso der bilaterale Weg für den Schweizer Bildungs- und Forschungsbereich so wichtig ist
Anaïs Pascal
Frau Dr. Luciana Vaccaro, warum ist der bilaterale Weg für den Schweizer Bildungs- und Forschungsbereich so wichtig?
Der Wissenschaftsstandort Schweiz benötigt langfristig geregelte und stabile Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit mit der EU. Das ist Voraussetzung dafür, dass die Schweiz weiterhin eine internationale Spitzenrolle einnehmen kann – zum Nutzen der Schweiz und Europas.
Nehmen wir Erasmus+: Das ist weit mehr als ein Programm für Studierendenmobilität. Über 40 % seines Budgets sind für Initiativen bestimmt, die den europäischen Bildungs- und Ausbildungsraum weiterentwickeln. Dazu gehören die Entwicklung gemeinsamer Studiengänge und Abschlüsse, der Austausch von Lehrpersonal sowie die Digitalisierung dieses Kooperationsraums.
Die Teilnahme an den Rahmenprogrammen ist ein Motor des Wohlstands für unser Land. Sie fördert technologische Entwicklung, Innovation und Wissensschaffung. Das stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft unserer Unternehmen und Institutionen. Die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft in der Schweiz profitieren davon.
Seit dem Abschluss der Verhandlungen zu den Bilateralen III kann die Schweiz seit dem 1. Januar 2025 wieder vorübergehend an fast allen Ausschreibungen von Horizon Europe sowie am Euratom-Programm teilnehmen. Warum ist das so wichtig?
Um die Bedeutung dieser Programme zu verstehen, muss man sich vor Augen führen, was der Ausschluss für die Schweiz bedeutete. Für unsere Forscherinnen und Forscher – besonders für den wissenschaftlichen Nachwuchs – hat der Ausschluss die Entwicklung stabiler internationaler Netzwerke in ihrem Fachgebiet gebremst. Einige haben sich daraufhin für attraktivere Möglichkeiten an ausländischen Universitäten entschieden. Ein neues Abkommen erlaubt es nun, diese Talente zu halten oder gar neue anzuziehen. Und unsere Forschenden können wieder Schlüsselrollen in den Programmen übernehmen – sogar Leitungsfunktionen.
Auf globaler Ebene sind wir wieder Teil der internationalen Forschungsnetzwerke. Zudem erhalten unsere Talente wieder Zugang zu den umfangreichen Finanzmitteln von Horizon Europe sowie zu renommierten Stipendien wie denen des Europäischen Forschungsrats (ERC). Diese Übergangslösung ist, wie Sie sehen, sehr positiv für unser Land. Dennoch ist klar: Nur eine definitive Assoziierung kommt für die Schweiz in Frage. Die Hochschulen haben dies zu einer Priorität erklärt.
Welche konkreten Vorteile bringt eine enge Zusammenarbeit mit der EU den jungen Menschen in Bezug auf Ausbildung und Berufschancen?
Die enge Zusammenarbeit mit der EU ermöglicht es Studierenden, sprachliche, kulturelle, persönliche und berufliche Kompetenzen zu erwerben, die für ihre Zukunft auf dem Arbeitsmarkt essenziell sind. Einer Studie zufolge gaben 72 % der Studierenden an, dass ihre Mobilitätserfahrung ihnen geholfen hat, ihren ersten Job zu finden. Eine enge Zusammenarbeit mit der EU erleichtert ausserdem den Wissensaustausch – und dieser Austausch ist entscheidend für die wirtschaftliche Dynamik und Innovationskraft unseres Landes.
Deine Stimme macht den Unterschied – trag dich jetzt gleich ein!
Es ist an der Zeit, zusammen für eine faire Zukunft und eine nachhaltige Europapolitik einzustehen. Denn sie bietet uns Frauen so viele Möglichkeiten! Je mehr Frauen, desto lauter sind wir!